Niederlage für Coburg ganz bitter
HSC lag gegen den TV Bittenfeld nur einmal zurück, beim Schlusspfiff. Schwache Chancenverwertung, ganz schwaches Überzahlspiel
VON RALPH BILEK
Coburg – Versteinerte und betretene Mienen bei Verantwortlichen, Fans und Spielern des HSC 2000 Coburg zeigten am Samstagabend die maßlose Enttäuschung nach dem Auftritt der Coburger. Nach der 30:31-Niederlage gegen den TV Bittenfeld müssen die, vielleicht zu erwartungsvollen, Fans des HSC 2000 Coburg weiter auf eine überzeugende Vorstellung und weitere Punkte für ihre Mannschaft warten. Die zeigte zwar eine solide Partie, konnte den Ausfall von Kamil Piskac gut kompensieren, aber das war eben zu wenig um sich am Ende doch Punkte zu sichern. Schmerzlich dabei ist aber besonders, dass die Coburger nur einmal in Rückstand lagen – beim Endstand. Zuvor hat man immer von vorne weg gespielt, aber es versäumt, frühzeitig Richtung Sieg einzubiegen und abermals klare Führungen aus der Hand gegeben. Da nützte es auch nichts, dass Vladimir Suma einen starken Tag, wenn auch mit einigen Flüchtigkeitsfehlern, erwischt hatte. Viele seiner Nebenleute blieben, teilweise weit, unter ihren Möglichkeiten. Einige waren sogar so sehr über diese Partie enttäuscht, dass sie von Trainer Hrvoje Horvat höchstpersönlich aus der Kabine geholt wurden um sich beim Publikum für die Unterstützung zu bedanken.
Besonders auffällig war das indiskutable Überzahlspiel, dass der Gegner mehrmals als Aufbau für sich nutzte. Da besteht für den HSC 2000 dringender Handlungsbedarf in spieltaktischer Hinsicht. Denn mit einem Erfolg wäre man durch die zahlreichen Niederlagen der Teams im vorderen Tabellendrittel wieder mit dabei gewesen, doch vor den schweren Aufgaben gegen das Spitzenduo Düsseldorf und Bergischer HC muss sich Coburg nach nun 3:11 Punkten aber erst einmal nach hinten orientieren.
HSC 2000 Coburg - TV Bittenfeld 30:31 (14:12)
Coburg begann mit Michael Werner für den verletzten Kamil Piskac. Der verursachte gleich einen Strafwurf, der von Martinsen pariert wurde. Ein schlechter und dann doch guter Auftakt für den HSC, für den Suma dann die ersten drei Tore erzielte. Doch Bittenfeld kam jeweils zum Ausgleich, bis dann auch der zweite Siebenmeter vergeben wurde. So ergab sich die Möglichkeit zum 4:2 durch Christian Pack, der den gegnerischen Torwart mit einem Stemmwurf überraschte. Aber was für eine Startphase für Vladimir Suma, das 6:3 war bereits sein fünfter Treffer in diesem Spiel gegen eine Bittenfelder Abwehr, die ihn nicht in den Griff bekam. Das lag auch am druckvollen Spiel der Coburger, das immer wieder Lücken riss und seinen vorläufigen Höhepunkt beim 8:3 (10.) hatte. Dann gab es eine Umstellung in der TVB-Abwehr und es folgten, wenn auch kleine, Fehler und Fehlwürfe, die Bittenfeld mit schnellen Vorstößen zum 8:6 nutzte, wobei das schon ein bisschen an die letzte Woche erinnerte, als Coburg nach einer Fünf-Tore-Führung, schnell den Ausgleich hinnehmen musste. Beim 8:7 (15.) war es fast schon tatsächlich passiert, aber Lakisa sorgte mit einem verwandelten Strafwurf zum 9:7 wieder für etwas Luft. Bittenfeld hatte sich in der Abwehr gesteigert und dazu auch eine härtere Gangart ausgepackt, stand nun kompakter, so das der Aufwand des HSC um zum Torerfolg zu kommen zunahm.
Aber es lag nicht an der Chancenerarbeitung sondern an der Verwertung, dass die Coburger sich nicht wieder absetzen konnten, wobei mehrmals hintereinander klarste Möglichkeiten nicht genutzt wurden und vom Coburger Überzahlspiel, auch im weiteren Spielverlauf, oft Bittenfeld sogar noch profitierte. Zum Glück vergab auch Bittenfeld Chancen, so dass die Coburger weiter knapp in Führung blieben, auch weil dann Philipp Schulz zwei Mal schön in Position gebracht wurde.
Doch die „Fahrkarten“ der Coburger nahmen in dieser Phase schon beängstigende Formen und dadurch machte man es sich selbst schwer, denn die Führung hätte eigentlich deutlicher sein müssen. Als dann Coburg erstmals in Unterzahl war und die SR eine Abwehraktion der Bittenfelder nach der der Ball ins Aus ging, falsch sahen und zu Unrecht Ballbesitz für Bittenfeld gaben, war der Ausgleich beim 12:12 (29.) doch passiert.
Aber bis zur Pause wurden noch einmal zwei Treffer draufgepackt, vor allem der Treffer zum Halbzeitstand von 14:12, eine Gemeinschaftsleistung der beiden Werner-Brüder war sehenswert. Matthias kam mit viel Dampf und zog damit den Abwehrspieler auf sich und im richtigen Augenblick kam dann der Pass auf seinen Bruder.
Doch schon jetzt war klar, dass sich Coburg bei der Chancenverwertung würde steigern müssen. Nach 36 Minuten stand es dann doch wieder 18:14 und zum 20:16 (38.) zeigten die Coburger endlich einmal wie man eine Überzahl ausspielt. Doch insgesamt war das Coburger Überzahlspiel schlichtweg eine Katastrophe. Und weil man viel zu überhastet agierte, war nach 45 Minuten beim 22:22 wieder alles offen. Coburg machte sich so wieder einmal seine Aufbauarbeit selbst zunichte, richtete den angezählten Gegner erneut auf, rieb sich in dieser Phase fast zu sehr im Spiel Eins gegen Eins auf, schloss zu schnell ab und bekam dafür die Quittung präsentiert. Zum Glück gelang Göhl dann doch wieder die erneute Führung. Die Partie, die keinen so richtig von den Sitzen reißen konnte, lebte weiter von der Spannung, Lendner verpasste mit einem Heber an den Pfosten die Zwei-Tore-Führung im Gegenzug fiel der erneute Ausgleich. Nach einem verworfenen Siebenmeter durch Lakisa, auch hier stand der Pfosten im Weg, drohte die Partie zu kippen, aber Bittenfeld vergab die Chance zur ersten Führung überhaupt. Aber letztendlich sollte sich die Chancenverwertung für den HSC dann doch rächen. Zwar war man beim 28:26 (53.) noch zwei Tore weg, aber technische Fehler führten innerhalb einer Minute zum Ausgleich. Wie ein heißes Messer durch die Butter ging Jürgen Schweikardt in den Schlussminuten nahezu unbedrängt durch die Coburger Abwehr, die scheinbar schon ganz woanders war. Solch eine Power hätte man sich ab und an auch vom HSC gewünscht. Schweikhardt wurde so mit den letzten vier Toren, die er im Alleingang erzielte, zum Matchwinner für sein Team.
Sicher konnte darüber diskutiert werden, dass zwei siebenmeterreife Fouls an Michael Werner in den Schlussminuten nicht gepfiffen wurden, aber wer fahrlässig mit seinen Chancen umgeht und eben nicht 60 Minuten hellwach ist, muss damit rechnen, ein enges Spiel, wenn auch unverdient, zu verlieren.
SR: Matthias Kopf (Dexheim) / Dirk Zimmerschied (Wiesbaden).
HSC 2000 Coburg: Rene Selke, Havard Martinsen – Matthias Werner, Ronny Göhl (2), Christian Pack (4), Stefan Fladt, Anton Lakisa (6/3), Philipp Schulz (3), Vladimir Suma (9), Michael Werner (2), Florian Lendner (4), Stefan Schuhmann, Christoph Schuhmann. - Zeitstrafen: 2; Siebenmeter: 4/3.
TV Bittenfeld: Steffen Lehle, Benjamin Krotz – Sebastian Seitner (5), Florian Schöbinger, Valentin Weckerle, Evgeni Prasolov (1), Marcel Lenz (1), Jürgen Schweikardt (9), Alexander Heib (2), Simon Baumgarten (1), Adrian Wehner (4), Marco Hauk (7), Ludek Drobek (1). – Zeitstrafen: 3; Siebenmeter: 6/4.
STIMMEN ZUM SPIEL:
HSC-Trainer Hrvoje Horvat: „Wir hätten 35 Tore machen müssen, aber uns fehlt in vielen Situationen auch die Lockerheit. Wenn es läuft, gewinnst du so ein Spiel. Viele kleine Fehler haben uns diese zwei Punkte gekostet. Vor allem das Überzahlspiel ist nicht effektiv, jeder denkt, der neben mir wird schon eingreifen.“
HSC-Co-Vorsitzender Jürgen Apfel: „Selten habe ich einen solch unverdienten Sieg gesehen, wie es Bittenfeld gelungen ist. Mehr kann ich zum Spiel heute einfach nicht sagen.“
Der HSC Vorsitzende hat aber bereits vor dem Spiel zu der anvisierten Vertragsverlängerung mit Trainer Horvat und möglichen Neuverpflichtungen Stellung genommen: „ Wir würden fahrlässig handeln, wenn wir aufgrund der Verletzung von Piskac nicht reagieren würden. Aber es ist viel zu früh um über Namen zu sprechen, ich weiß nicht warum da schon so konkret in den Medien mit Namen gehandelt wird. Wir sondieren den Markt, das müssen wir, weil wir nicht wissen, was in der kommenden Woche bei der Operation herauskommt. Es wäre völlig falsch, wenn wir abwarten würden. Denn erst bei der OP wir sich zeigen, wie lange Kamil tatsächlich ausfallen wird. Je nachdem müssen wir sehen was geht.
Auch die eingleisige zweite Liga wird nach meiner persönlichen Meinung kommen. Zwar wurde diese bei der Tagung im Sommer diesen Jahres erst einmal ad acta gelegt, aber für das Frühjahr ist eine Sondersitzung der HBL anberaumt und ich glaube, dass da dann doch wieder die Eingleisigkeit auf der Tagessordnung steht. Gerade vor diesem Hintergrund müssen wir uns auch jetzt schon für die nächste Saison aufstellen. Dazu gehört, dass wir jetzt schon Gespräche mit Trainer und Spielern führen, deren Vertrag ausläuft. Auch das gehört zum Geschäft. Auch mit Horvat wurde bereits darüber gesprochen, aber unterschrieben ist definitiv noch nichts, wer anderes behauptet, hat falsche Informationen.
Quelle: http://www.hsc2000.de/