Hier die Antwort von Herrn Steigerwald, Vorstand HBLZ:
Herr
Andreas Berghammer
Vorstand HaSpo Bayreuth
Dein Schreiben/offener Brief vom 07.03.2009 (bei mir eingegangen am 20.03.2009)
Hallo Andreas,
ich denke, dass man sich unter Sportsfreunden duzen kann und bin Dir auch für Deine klaren, sachlichen Ausführungen dankbar. So ist für uns wenigstens mal die Stimmung im Lande greifbar und wir können da auch mal ein paar offensichtliche Missverständnisse ausräumen. Dies ist anscheinend weder uns noch dem BHV bisher für alle verständlich gelungen. Ich darf Dir die Entstehungsgeschichte und die Ziele des HBLZ Großwallstadt e.V. kurz erläutern.
Wir haben uns in Großwallstadt vor über 3 Jahre zusammengesetzt und über das Thema Heranführen von talentierten Jugendlichen an die Bundesliga bzw. den Spitzenhandball diskutiert. Zum einen aus eigenem Interesse und zum anderen, weil wir es immer wieder erleben, dass große Talente aus dem Jugendbereich oft nicht in der Spitze im Erwachsenenbereich ankommen. Wir waren und sind der Meinung, dass dies zu verbessern ist, dafür aber auch besondere Rahmenbedingungen von Nöten sind.
Danach haben wir erste Gespräche mit dem BHV und auch dem HHV geführt. Wir sind aufgrund unserer geographischen Lage an der Grenze Bayerns zu Hessen und des Umstandes, dass unsere Region handballspieltechnisch dem HHV zugeordnet ist, sicher nicht in einer beneidenswerten Lage. Die einen sagen, wir können (wollen) uns nicht an diesem Projekt beteiligen, da ihr Bayern seid und die anderen sagen ihr spielt ja im HHV also können wir da auch nicht aktiv werden. Der BHV hat zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls über seine Leistungsförderung nachgedacht und hat meines Erachtens auch ein schlüssiges und zukunftsorientiertes Konzept verabschiedet. Letztendlich sind wir dann nach langen Diskussionen (die Einzelheiten möchte ich mir hier ersparen) überein gekommen, einen neuen Verein, den HBLZ Großwallstadt e.V. zu gründen. Dieser Verein soll neben dem TV Großwallstadt 1888 e.V. in Zusammenarbeit mit der TV Großwallstadt Handballbundesliga AG die leistungssportspezifische Ausbildung der B- und A-Jugend gewährleisten. Da dieses Projekt, wie Du Dir ja sicher vorstellen kannst, einige finanzielle Mittel erfordert, haben wir nach Partnern gesucht, die das Projekt unterstützen. Insbesondere auch für den Bau der benötigten Sporthallen und sonstige Einrichtungen.
Hier kam dann die Zusammenarbeit mit dem BHV zum Tragen, der sich dazu entschieden hatte neben dem HBLZ Großwallstadt e.V., bei uns auch sein geplantes Leistungszentrum einzurichten. Ich stimme Dir zu in dem Punkt, dass wir vielleicht geographisch nicht im Zentrum des bayerischen Löwen liegen, aber aus Leistungssportgesichtspunkten dürfte es wohl keinen geeigneteren Ort in Bayern geben. Nur hier bei uns in Großwallstadt gibt es Bundesligahandball, gepaart mit der Möglichkeit auf engstem Raum (im Umkreis von 15 -20 km) auch Zweite Liga (Obernburg), Regionalliga (Kirchzell) und Oberliga (Kahl/Kleinostheim) zu spielen. Diese Rahmenbedingungen, welche für eine optimale Aus- und Fortbildung unabdingbar sind, dürfte ein Handballtalent in Bayern sonst wohl nirgends finden. Aus diesen Gründen hat sich der BHV für den Standort Großwallstadt entschieden und wohl auch deshalb, weil hier einige Privatinvestoren aus dem Umfeld des TV Großwallstadt ein solches Projekt erst ermöglichten.
Wir haben dann mit dem BHV einen Vertrag geschlossen, dass der BHV 25 Jahre das Handballleistungszentrum Großwallstadt (Sporthallen, Nebenräume, Seminarräume) als Landes -leistungszentrum unentgeltlich nutzen kann und hier entsprechende Maßnahmen stattfinden. Im Gegenzug dazu stellte der BHV einen Antrag beim Kultusministerium zur Förderung der Baukosten für unsere Maßnahme und leitet diesen Zuschuss als Gegenleistung für die Nutzung an uns weiter. Der Zuschuss beträgt insgesamt 1.125.000 €. Als Gegenleistung erhält der BHV wie o.a. die Nutzung der Hallen, etc. für seine Maßnahmen und wir als HBLZ e.V. nehmen mit unserer A- und B-Jugend in Bayern am Spielbetrieb teil, mit der Folge, dass unsere Spieler den bayerischen Auswahlmannschaften zur Verfügung stehen und für Bayern punkten, was letztlich dem BHV auch wieder zu Gute kommt. Die Platzierung der B-Jugend Bayern beim Länderpokal 2009 (punktgleicher 2. hinter Schleswig Holstein), für die wir 8 Spieler abgestellt haben, zeigt bereits, das diese Rechnung aufgeht. Der BHV steht uns daneben noch mit Rat und Tat was unsere Ausbildungskonzepte und die schulische Ausbildung unserer Jugendlichen angeht vorbildlich zur Seite.
Wir erhalten aber vom BHV keinerlei Zuschüsse oder sonstige Förderungen in Geld. Den kompletten Spielbetrieb unserer Mannschaften finanzieren wir ausschließlich selbst. Durch den Umstand, dass fast unser kompletter Kader gleichzeitig der Bayernauswahl angehört, haben wir sogar noch Mehraufwendungen, da uns alle Maßnahmen des BHV an denen unsere Spieler teilnehmen übers Jahr gesehen ca. 5.000 € (Reisekosten, Gebühren, etc. abzgl. Erstattungen) kosten.[/size]
Unser primäres Ziel, welches vom BHV voll unterstützt wird ist in erster Linie die Förderung des Handballsports (ohne erfolgreichen Leistungssport gibt es keinen vernünftigen Breitensport, was umgekehrt natürlich genauso gilt) und der einzelnen Sportler. Hierbei steht die Individualförderung und Ausbildung sowohl im sportlichen, wie auch im schulischen Bereich im Vordergrund. Dazu ist es z.B. auch notwendig, dass unsere Spieler gefordert werden (B-Jugend startet in der A-Jugend; A-Jugend startet im Männerbereich), was uns teilweise auch als Überheblichkeit, Arroganz, etc. vorgeworfen wurde. Ich denke aber die Ergebnisse und das Auftreten unserer B-Jugendmannschaft hat bewiesen, dass sie zu Recht – auch ohne Qualifikation – in der A-Jugendbayernliga spielt. Hier muss ich aber auch mal ein Dankeschön an alle Vereine aussprechen, da wir trotz dieser Vorgeschichte überall freundlich aufgenommen wurden und bei allen Spielen der sportlich faire Vergleich absolut im Vordergrund stand.
Auch der Umstand, dass unsere A-Jugend in der nächsten Saison in der Bayernliga Männer mitspielen darf, ist unseres Erachtens unter leistungssportlichen Gesichtspunkten notwendig und gerechtfertigt. Wir denken, dass wir durchaus eine Bereicherung für diese Liga sind und unser Ziel für die Zukunft ist der sportliche Aufstieg in die Regionalliga. Dies sehen wir als Vorraussetzung für unser Zukunftskonzept an und wir denken, dass unsere A-Jugendspieler auch dafür die entsprechende Leistungsfähigkeit haben. Das Spieljahr 2009/2010 soll als Test- und Kennenlernjahr für alle dienen und sieht deshalb weder ein Aufstiegsrecht noch die Möglichkeit des Abstiegs vor. Dies deshalb, da wir ja als 15. zusätzliche Mannschaft antreten und es spieltechnisch wohl derzeit nicht anders zu regeln. Unser Wunsch wäre dies jedoch künftig so zu regeln, dass wir sowohl auf- als auch absteigen können. Deine Befürchtungen, dass eine Wettbewerbsverzerrung eintreten könnte, kann ich nachvollziehen, versichere Dir jedoch, dass wir zum einen sehr leistungsfähigen und breiten Kader haben und zum anderen sollte es wirklich nötig sein uns rechtzeitig um Spielverlegungen bemühen werden.
Wie bereits ausgeführt, hat der BHV mit seinem Konzept der zukunftsorientierten Leistungssportförderung unseres Erachtens den richtigen Weg eingeschlagen und wollte sicher keinen Verein brüskieren oder eine ‚’’ so wird’s gemacht und Schluß’’ Mentalität an den Tag legen. Ich bin mir sicher, dass den Verantwortlichen des BHV alle Vereine mit ihren Anliegen gleich nahe stehen.
Deutlich zum Ausdruck bringen möchte ich aber noch mal, dass man bei unserem (BHV/HBLZ) gemeinsamen Projekt unterscheiden muss in den Bereich Landesleistungszentrum unter der Führung des BHV und Handballleistungszentrum Großwallstadt e.V. unter der primären Verantwortung des HBLZ e.V.; sowohl finanziell, als auch organisatorisch. Der HBLZ e.V. wird auch künftig Handballtalente aus ganz Deutschland (natürlich werden bei gleicher Qualifikation bayerische Talente bevorzugt) fördern und versuchen den Handballsport in Bayern, der Region Untermain und darüber hinaus weiter zu entwickeln. Hierzu sind wir für alle Maßnahmen, Vorschläge, Anregungen, etc. offen und sind auch bereit im Bereich Ausbildung, Fortbildung von Spielern, Trainern, Übungsleitern und sonstige Vereinsverantwortliche mit allen Vereinen, die auf uns zukommen zusammen zu arbeiten.
Ich hoffe ich konnte Dir das HBLZ/LLZ etwas transparenter machen und Dir unsere Beweggründe und auch Probleme, die auch wir haben, etwas näher bringen. Über unser Projekt gäbe es noch viel zu sagen, aber vielleicht gibt es ja mal die Gelegenheit dies in einem persönlichen Gespräch nach zu holen. Wir danken auch ausdrücklich dem BHV für seine Unterstützung und die u.E. bewiesene Weitsicht (man muss auch neue Wege gehen können), die bei Verbänden und Vereinen ja nicht immer im wünschenswerten Umfang vorhanden ist, weil zu oft nur durch die Verbands-/Vereinsbrille geschaut wird. Alle Zahlen und Fakten kann jedes Mitglied des HBLZ Großwallstadt e.V. jederzeit bei uns einsehen bzw. bei der Generalversammlung erfragen; vielleicht hast Du ja Lust und wirst Mitglied bei uns. Wir sind wie jeder Verein für Unterstützung immer dankbar.
Zum Schluß möchte ich noch allen Interessierten mitteilen, dass unser Handballleistungszentrum zum 01.04.2009 fertig gestellt ist und in Betrieb geht. Wir sind gerne bereit nach vorheriger Terminabsprache unser Projekt zu erläutern, über das für und wider zu diskutieren und eine Führung durch das HBLZ anzubieten. Ein Besuch bei uns lässt sich auch sehr gut mit dem Besuch eines Bundesligaspiels verbinden (Angebote über Vereinssonderaktionen findet ihr unter <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.tvgrosswallstadt.de">www.tvgrosswallstadt.de</a><!-- w -->).
Mit sportlichen Grüßen aus Großwallstadt
Jürgen Steigerwald
1. Vorsitzender
HBLZ Großwallstadt e.V.