Sehr geehrte Damen und Herren,
ich wurde gestern selbst Zeuge eines in meinen Augen äußert befremdlichen Verhaltens der Mellrichstädter Anhängerschaft bei einem Spiel in der Handball-Bezirksoberliga. Gegen eine friedliche und faire Unterstützung der eigenen Mannschaft mit Trommeln, Fahnen und Fan-Gesängen ist sicherlich nichts einzuwenden, und wenn diese lauter ausfallen als die des Heimvereins, dann muss sich der Heimverein fragen, wie es um seine Fan-Mobilisierung bestellt ist.
Wenn sich die Fan-Parolen allerdings 60 Minuten lang permanent in beleidigender, obszöner und aggressiver Art und Weise gegen Schiedsrichter und Heimverein richten, dann muss man sich die Frage stellen, ob da nicht eine Linie überschritten wird, die mit sportlicher Unterstützung nichts mehr zu tun hat. Wenn man dann im „Fan-Block“ nach Spielende 2 leere Wodka-Flaschen findet, eine zerschlagene Bierflasche am Boden liegt und eine Notbeleuchtung der Halle beschädigt ist, wird der Grund und das Ausmaß der Aggressivität der Mellrichstädter Anhänger noch deutlicher. Möglicherweise haben auch der Spielverlauf und meine Androhung Mitte der 2. Halbzeit, aufgrund des aggressiven Verhaltens der Mellrichstädter Anhänger von meinem Hausrecht Gebrauch zu machen und die Anhänger der Halle zu verweisen, die Stimmung zusätzlich angeheizt. Ich sah mich auch gegenüber des jungen Schiedsrichterteams allerdings zu dieser Aussage gezwungen, da ich klar machen wollte, dass die Linie überschritten ist und der TV Ochsenfurt dies in keinster Weise akzeptiert und tatenlos hinnimmt. Leider wurde von Seiten der Mellrichstädter Bank auch nach meinem Einschreiten nichts unternommen, um die Situation zu entschärfen. Im Gegenteil, ich wurde selbst Opfer einer Verbalattacke des Mellrichstädter Co-Trainers, nachdem ich ein am Spielfeldrand liegendes, heruntergefallenes Fan-Plakat neben dem Kampfgericht niederlegte und während des Spiels nicht mehr an die wütenden Fans zurückgab.
2 Dinge haben mich allerdings gestern am meisten entsetzt: Zum einen, dass die mitgereisten älteren Mellrichstädter Anhänger mit ganz wenigen Ausnahmen das Verhalten der Jüngeren duldeten, ja teilweise gar unterstützten. Zum anderen das Verhalten eines Mellrichstädter Spielers, der, nachdem er gegen Ende des Spiels für einen brutalen Schlag ins Gesicht eines Ochsenfurter Spielers eine rote Karte mit Bericht bekam, nach dem Eintreffen auf der Tribüne zunächst die Ochsenfurter Anhänger beleidigte, den „Effenberg-Gruß“ zeigte und dann gegenüber eines weiblichen Ochsenfurter Fans handgreiflich werden wollte, wovon er von einem der wenigen besonnenen Gäste-Fans in letzter Sekunde abgehalten werden konnte.
Nach einer Beratung der Ochsenfurter Abteilungsführung nach Spielende und der Rücksprache mit dem Sportvorstand unseres Hauptvereins, haben wir gemeinsam entschieden, dass ich diese Mail an Sie, die Mellrichstädter Vereinsführung, und die Verantwortlichen des Bezirkes Unterfranken schreiben werde, um vielleicht den einen oder anderen wach zu rütteln und um vor einer negativen Entwicklung im Fan-Bereich zu warnen, die beim Handball bisher glücklicherweise außen vor war. Nachdem mir, leider erst nach dem gestrigen Spiel, von den Spielen bei den Vereinen Großlangheim und Giebelstadt von einem ähnlichen Verhalten der Mellrichstädter Anhänger berichtet wurde, scheint es sich leider um keinen Einzelfall zu handeln.
Wir werden aus den Vorkommnissen unsere Lehren ziehen und die Zugangsbedingungen und Kontrollen zu unseren Heimspielen ab der Rückrunde verschärfen. Bisher waren wir hierbei sehr großzügig, wenn allerdings ein Handballspiel zum permanenten Beleidigen von Spielern, Schiedsrichtern und gegnerischen Fans und zu unkontrollierbaren Alkoholexzessen missbraucht werden soll, die in Sachbeschädigung enden, stehen die Sportstätten des TV Ochsenfurt hierfür mit sofortiger Wirkung nicht mehr zur Verfügung.
Weiterhin haben wir beschlossen, unseren eigenen Anhänger einschließlich der Spielerfrauen zu empfehlen, zum Rückspiel nach Mellrichstadt nicht mitzufahren, da wir nach den gestrigen Vorfällen für deren Sicherheit nicht garantieren können. Dieser Schritt ist einmalig in der Geschichte der Handballabteilung und des gesamten TV Ochsenfurt und bleibt er hoffentlich auch.
Wir würden uns über eine klare Stellungnahme der Vorstandschaft des TSV Mellrichstadt und Missbilligung des Verhaltens der eigenen Anhänger freuen. Vielleicht können wir dann ja unsere Entscheidung zum Antreten in Mellrichstadt ohne Anhänger noch einmal überdenken.